Es liegt in der Menschlichen Natur, unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen, um emotionalen und physischen Schmerz zu vermeiden. Gerade unangenehme Situationen bieten jedoch die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln oder Konflikte anständig zu lösen, und gerade die Vermeidung von ihnen führt oftmals zu weitaus größeren Problemen
Ein perfektes Beispiel dafür ist die Kurzgeschichte ,,Am Eisweiher’’ von Peter Stamm, geschrieben im Jahr 1999, in der ein junger Mann seinen Freund hintergeht und dadurch dessen Tod verursacht.
Inhalt
Der Protagonist der Kurzgeschichte besucht sein Heimatdorf und will dort einen Tag am See mit seinen Freunden verbringen. Auf dem Weg dorthin lernt er Sophie kennen, die Freundin seines Freundes Urs. Als sie am See ankommen, wird angedeutet, dass die beiden in einem Bootshaus miteinander schlafen. Als Urs sie dort entdeckt, stürzt er sich vom Balkon in einen Pfahl im Wasser und verunglückt tödlich. Ich dessen Beerdigung haben die nun schwangere Stefanie und der Ich-Erzähler keinen Kontakt mehr.
Interpretation
Die Kurzgeschichte zeigt auf, welch fatale Folgen fehlende Kommunikation, Konfrontation und unüberlegtes Handeln in unserem Leben haben können.
Aus diesem Verhalten heraus resultierten zweifelsohne die unglücklichen Ereignisse am Eisweiher. Zunächst lässt sich der Protagonist von Stefanie verführen und denkt nicht über die möglichen Konsequenzen seiner Handlungen nach. Auch als Urs die beiden im Bootshaus entdeckt, meidet der Ich-Erzähler die Konfrontation mit ihm, lügt ihn an und behauptet, sie hätten ihn nur überraschen wollen (vgl. Z. 114f.). Doch auch Urs wagt die Konfrontation mit der Situation und die Kommunikation mit dem Protagonist nicht, denn anstatt sich ihr zu stellen, versucht er vor ihr zu fliehen, durch den Sprung, der letztlich in seinem Tod endete (vgl. Z.124 ff.). Auch nach Urs Tod vermeiden sowohl der Protagonist als auch Stefanie Konfrontation mit ihrer möglichen Schuld an Urs Tod, was unter anderem auch an der trockenen und emotionslosen Erzählweise des Erzählers und an der fehlenden der Ereignisse deutlich wird. Demnach brechen sie den Kontakt zueinander ab, vermutlich da ihre Beziehung zueinander ohne richtige Verarbeitung der Geschehnisse gestört sein würde, da sie immer zwischen ihnen steht würden. Schließlich geht der Protagonist auch der Schwangerschaft Stefanies und seiner mögliche Verantwortung gegenüber dem Kind aus dem Weg.
Der Text zeigt deutlich, dass der Ich-Erzähler aus der Tragödie nichts gelernt hat. Dies wird auch im letzten Satz der Kurzgeschichte auf ironische Art und Weise aufgezeigt, denn die einzige Veränderung in seinem Leben besteht darin, seine Wäsche selber zu waschen. (Vgl. Z.166f). Und solange der Protagonist seine Angst vor Kommunikation und Konfrontation mit seiner Schuld, seinen Problemen oder seinen Mitmenschen nicht überwindet, wird sich sein Verhalten wird sich sein verhalten nicht bessern.
Mein Fazit
Abschließend lässt sich sagen, dass uns diese Parabel davor warnen will, in unserer Komfortzone zu verbleiben und zu versuchen, Unbehagen zu umgehen. Jedoch werden wir so niemals lernen, mit diesem Gefühl umzugehen, und verursachen in manchen Fällen sogar weitaus schlimmere Probleme. Daher sollten wir uns den Problemen stellen und sie umgehend lösen, sodass wir später nicht unter ihren Folgen leiden müssen.