Morgenfantasie

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Autor: Friedrich Schiller
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Titel: Morgenfantasie
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aus: Anthologie auf das Jahr 1782, S. 184 – 186
Herausgeber: Friedrich Schiller
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1782
Verlag: J. B. Metzler
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Erscheinungsort: Stuttgart
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Quelle: Scans auf Commons
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[184]
Morgenfantasie.


Frisch athmet des Morgens lebendiger Hauch,
     Purpurisch zukt durch düstre Tannenrizen
Das junge Licht, und äugelt aus dem Strauch,
          In goldnen Flammen blizen

5
          Der Berge Wolkenspizen,

Mit freudig melodisch gewirbeltem Lied
     Begrüßen erwachende Lerchen die Sonne,
     Die schon in lachender Wonne
Jugendlichschön in Auroras Umarmungen glüht.

10
          Sei Licht mir gesegnet!

          Dein Stralenguß regnet
Erwärmend hernieder auf Anger und Au.
          Wie silberfarb flittern
          Die Wiesen, wie zittern

15
Tausend Sonnen im perlendem Thau!
[185]

          In säuselnder Kühle
          Beginnen die Spiele
               Der jungen Natur,
          Die Zephyre kosen

20
          Und schmeicheln um Rosen,

Und Düfte beströmen die lachende Flur.

Wie hoch aus den Städten die Rauchwolken dampfen,
Laut wiehern, und schnauben und knirschen und strampfen
          Die Rosse, die Farren,

25
          Die Wagen erknarren

               Ins ächzende Thal.
          Die Waldungen leben
Und Adler, und Falken und Habichte schweben,
Und wiegen die Flügel im blendenden Stral.

[186]

          Den Frieden zu finden,
Wohin soll ich wenden
               Am elenden Stab?
Die lachende Erde
Mit Jünglingsgebärde

35
               Für mich nur ein Grab!


Steig empor, o Morgenroth, und röthe
     Mit purpurnem Kusse Hain und Feld,
Säusle nieder Abendroth und flöte
     Sanft in Schlummer die erstorbne Welt.

40
          Morgen – ach! du röthest

               Eine Todenflur,
Ach! und du o Abendroth umflötest
     Meinen langen Schlummer nur.

Y.