Großer Afrikanischer Grabenbruch

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Verlauf des Großen Afrikanischen Grabenbruchs

Der Große Afrikanische Grabenbruch (englisch Great Rift Valley oder East African Rift System (EARS)) ist ein Grabenbruch, der sich von Ostafrika nach Südwestasien erstreckt.

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Grabenbruch besteht aus einer Abfolge von divergenten Plattengrenzen. Das Rote Meer ist durch die Abspaltung der Arabischen Platte von der Afrikanischen Platte während der letzten 35 Millionen Jahre entstanden. Es wird angenommen, dass sich von der Afrikaplatte entlang des Grabenbruches eine neu entstehende Platte abtrennt, für die die Bezeichnung Somaliaplatte verwendet wird.

Erforscht und in seiner geologischen Bedeutung erkannt wurde der Grabenbruch zuerst durch den Schotten John Walter Gregory, nach dem er auch manchmal Gregory-Rift genannt wird.

Aufgrund der aktiven Tektonik ist der Grabenbruch eine Region mit vielen Erdbeben.

Ausdehnung und Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Jordangraben ist Teil des Großen Afrikanischen Grabenbruchs

Der Große Afrikanische Grabenbruch ist von seinem nördlichen Ende in Syrien bis zu seinem südlichen Ende in Mosambik rund 6000 Kilometer lang. Die Breite des Tals variiert zwischen 30 und 100 Kilometern, die Tiefe von wenigen hundert bis zu mehreren tausend Metern.

Orontes, Jordangraben und Rotes Meer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den nördlichsten Teil des Rifts stellt der Flusslauf des Orontes (Nahr al-Asi) dar mit der Ghab-Ebene (al-Ghab) und der Bekaa-Ebene (al-Biqa), es folgt das Jordantal, in dem der Fluss durch den See Genezareth zum Toten Meer fließt. Weiter südwärts setzt sich das Rift über die Aravasenke und den Golf von Akaba in das Rote Meer fort.

Am südlichen Ende des Roten Meeres bildete sich eine Verzweigung. Der Golf von Aden stellt schon die östliche Fortsetzung des Rifts dar; von hier aus wird es Teil des mittelozeanischen Rückens des Indischen Ozeans. Bevor sich das Rift öffnete, war die Arabische Halbinsel mit dem Horn von Afrika verbunden. Seine Linie trennt die Arabische Platte von der afrikanischen Kontinentalscholle.

Ostafrikanischer und Zentralafrikanischer Graben sowie das Südliche Rift

Ostafrikanischer Graben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Südwestlich von Aden bildet die Störung nun den kontinentalen Ostafrikanischen Graben (East African Rift Valley), von dessen beeindruckenden Ausmaßen das gesamte Great Rift Valley seinen Namen bekam. Im Afar-Dreieck teilt der Graben zunächst als Äthiopischer Graben die geologisch alten Erhebungen in Äthiopien in das nordwestlich gelegene Hochland von Abessinien und das südöstlich gelegene Somali-Hochland.

Östliches und Westliches Rift (Zentralafrikanischer Graben)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Ostafrika teilt sich das Rift in das Östliche Rift und das Westliche Rift, auch Zentralafrikanischer Graben genannt. Der Victoriasee, der drittgrößte See der Welt, wird ebenfalls als Teil des Rift Valleys angesehen, obwohl er heute zwischen den beiden Ästen des Zentralafrikanischen Grabensystems liegt. Das umschlossene Gebiet wird vom archaischen Tansania-Kraton gebildet, der bis zu 200 km in die Tiefe reicht.

Der Östliche Rift verliert sich etwas in den kenianischen Hochländern, in Kenia ist das Tal am tiefsten im Norden von Nairobi. Da es hier keinen Abfluss für das Wasser gibt, sind die gebildeten Seen nur flach und haben einen hohen Mineralgehalt. Durch Evaporation des Wassers bilden sich Salzseen und Salzlagerstätten.

Der nördliche Teil des westlichen Grabens wird auch Albert-Rift (mit dem Albertsee) genannt, das sich im Kivu-Rift (mit Kiwusee) und im Tanganjika-Rift (mit dem Tanganjikasee) fortsetzt. Er wird von einigen der höchsten afrikanischen Gebirge und Berge begleitet, Virunga-Vulkane, Mitumba-Gebirge und Ruwenzori-Gebirge, und beinhaltet einige der tiefsten Seen der Welt, unter anderem den bis zu 1470 Meter tiefen Tanganjikasee.

Südliches Rift[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der anschließende Südteil, nachdem sich die beiden Äste wieder vereinigt haben, wird South Rift Valley oder Malawi-Rift genannt, nach dem Malawisee. Er erstreckt sich bis in die Riftvalley-Küstenregion genannte Zone am Indischen Ozean in Mosambik auf der Höhe Madagaskars, die vom Mündungslauf des Sambesi gebildet wird.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Signifikante Erdbeben entlang des Ostafrikanischen Grabenbruches (M ≥ 6.8)
Jahr Monat Tag Uhrzeit Lage Position Tiefe Magnitude
1901 03 16 11:56 Uhr vor der Küste Tansanias östlich von Lindi 10° 0′ 0″ S, 40° 0′ 0″ O 6,9
1906 08 25 13:47 Uhr bei Addis Abeba 9° 0′ 0″ N, 39° 0′ 0″ O 6,8
1909 04 29 22:41 Uhr 1400 km südsüdöstlich von Madagaskar 35° 0′ 0″ S, 53° 0′ 0″ O 6,8
1910 12 13 11:37 Uhr östlich des Tanganjikasees 8° 0′ 0″ S, 31° 0′ 0″ O 7,6
1912 07 09 08:18 Uhr äußerster Norden Ugandas 3° 0′ 0″ N, 33° 0′ 0″ O 6,8
1915 05 08 13:42 Uhr Straße von Mosambik 23° 0′ 0″ S, 39° 0′ 0″ O 6,8
1915 09 23 08:14 Uhr Eritrea 16° 0′ 0″ N, 39° 0′ 0″ O 6,8
1916 04 07 09:26 Uhr etwa 1000 km ostsüdöstlich Madagaskars 30° 0′ 0″ S, 55° 0′ 0″ O 7,2
1919 07 08 21:05 Uhr im Süden Tansanias 9° 50′ 2″ S, 37° 20′ 35″ O 15 km 6,8
1928 01 06 19:31 Uhr nordnordwestlich von Nakuru, Kenia 0° 9′ 18″ N, 35° 44′ 53″ O 15 km 6,9
1932 12 31 06:30 Uhr etwa 200 km ostnordöstlich von Durban, Südafrika 29° 5′ 2″ S, 32° 57′ 25″ O 15 km 6,8
1942 10 09 15:46 Uhr im Malawisee 11° 32′ S, 34° 39′ O 25 km 6,8
1959 12 21 11:19 Uhr im Golf von Aden, 800 km östlich von Aden 13° 51′ N, 51° 37′ O 35 km 6,8
1960 11 22 06:21 Uhr 1250 km südöstlich der Südspitze Madagaskars 36° 21′ 43″ S, 52° 27′ 47″ O 35 km 6,8
1966 03 20 01:42 Uhr etwa 80 km südwestlich von Bunia, DR Kongo 0° 51′ N, 29° 52′ O 15 km 7,2
1967 11 23 08:35 Uhr im Golf von Aden vor der Küste des Ostjemens. 14° 27′ N, 51° 59′ O 13,2 km 7,0
1984 05 17 16:53 Uhr 1300 km südöstlich der Südspitze Madagaskars 36° 14′ S, 53° 36′ O 17,5 km 6,9
1988 02 26 06:17 Uhr 1400 km südlich von Madagaskar 37° 18′ S, 47° 55′ O 9 km 6,8
1990 05 20 02:22 Uhr östlich von Mangalla, Südsudan 5° 8′ N, 32° 12′ O 15 km 7,1
1990 05 24 20:00 Uhr östlich von Terekeka, Südsudan 5° 21′ N, 31° 52′ O 16 km 7,1
2005 12 05 12:19 Uhr am Ostufer des Tanganjikasees 6° 13′ 26″ S, 29° 49′ 48″ O 22 km 6,8

Die Zukunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Rift Valley entwickelt sich weiter: In einigen Millionen Jahren wird das östliche Afrika vermutlich vom Rest des Kontinents abgespalten sein und eine neue eigene Landmasse bilden.

Die tektonische Aktivität, die das Rift Valley formte, schwächte die Erdkruste entlang ihrer Grenzen. Das Gebiet ist deshalb auch in Zukunft vulkanisch und seismisch aktiv. Es entstanden die Vulkane des Mount-Kenya-Massiv, des Kilimandscharo, Karisimbi, Nyiragongo, Mount Meru und Mount Elgon sowie das Kraterhochland in Tansania. Der Ol-Doinyo-Lengai-Vulkan ist noch aktiv und der einzige Karbonatit-Vulkan der Welt.

Anthropologische Funde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Rift Valley ist eine reiche Quelle von paläoanthropologischen Entdeckungen, besonders in der Olduvai-Schlucht. Die rasche Erosion der Hochländer füllte das Tal mit Sedimenten, die gute Erhaltungsbedingungen für Fossilien bieten. So wurden etliche Fossilien von frühen Vertretern der Hominini (diverse Australopithecus- und Homo-Arten) gefunden. Besonders Richard und Meave Leakey machten viele Entdeckungen in dieser Region.

Ein weiterer bekannter Hominiden-Fundpunkt ist die Middle-Awash-Region im so genannten Afar-Dreieck. Aus diesem Gebiet stammt unter anderem Lucy, eine Australopithecus afarensis-Frau, deren in großen Teilen erhaltenes Skelett dort 1974 von Donald Johanson entdeckt wurde.

Das Rift Valley wird nach dem Stand der heutigen Fossilfunde als „Wiege der Menschheit“ (Hauptort der Hominisation) angesehen, auch wenn neuere Funde aus Südafrika und dem Sahelraum die Theorie einer Entwicklung exklusiv in diesem Gebiet relativierten.

Dokumentarfilme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Afrikas Rift Valley. Der Große Graben. Dokumentarfilm-Reihe in drei Teilen à 43 Min. 1. Teil: Im Paradies der Tiere. 2. Teil: Von Sodaseen und Binnenmeeren. 3. Teil: Vom Höllenfeuer ins Heilige Land. Frankreich, Österreich, 2010, Regie: Harald Pokieser, Paul Reddish, Produktion: arte, ORF, Film-Informationen von ARD.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Uwe George (Bericht und Fotos): Geburt eines Ozeans. In: Geo-Magazin. Hamburg 1978,7, S. 50–80. („Uwe George war Zeuge der ersten Phase eines Jahrmillionen dauernden Prozesses: Im Rift Valley zerbricht Afrika.“) ISSN 0342-8311

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Großer Afrikanischer Grabenbruch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien