Verbreitung der Eisvögel
Auf Neu-Guinea gibt es zwei Arten vom Eisvogel, welche der Gattung Tanysiptera angehören.
Um die Verbreitung der Eisvögel zu beschreiben, erläutere ich kurz die geologische Geschichte des Gebietes in der die Arten Tanysiptera galatea und Tanysiptera hydrocharis vorkommen.
Im Norden des Australischen Kontinents liegt die Insel Neu-Guinea. Der Süden Neu-Guineas und die Aru-Inseln bildeten zusammen eine Insel. Bis vor ca. 10 000 Jahren war diese Insel noch von dem Rest der Hauptinsel Neu-Guineas durch einen Meeresarm getrennt.
Im Laufe der Zeit wurde der damals trennende Meeresarm durch Sedimente des Gebirges von Neu-Guinea aufgefüllt, während die Aru-Inseln abgetrennt wurden.
Populationen der Art Tanysiptera galatea kommen sowohl auf der Hauptinsel Neu-Guineas als auch auf fünf weiteren Inseln vor. Es gibt auffallende Unterschiede bei den Inselpopulationen, während die Populationen dieser Art, die auf dem Festland leben, kaum Unterschiede aufweisen.
Die Populationen, die auf dem Festland leben, kommen an drei Stellen (nahe des Meeres) auf der Hauptinsel vor: Im Süden, Norden und Nord-Westen. Die Inseln auf denen die Inselpopulationen vorkommen, liegen in der Nähe von den Küsten, wo auch die Festland-Populationen ihr Habitat haben.
Teile der Tanysiptera galatea sind also mal auf die Inseln gewandert (migriert) und haben dort eine eigene neue Population gegründet, die im Laufe der Zeit Unterschiede zum Rest der Art aufweist. Die zweite Art Tanysiptera galatea kommt im Süden des Festlandes und auf den Aru-Inseln vor. Offenbar konnte sich diese Art dort entwickeln, da diese Gebiete einst eine eigenständige Insel darstellten. Als ein Teil wieder mit dem Festland am Süden verbunden war, wurde die Art Tanysiptera galatea in zwei Populationen getrennt. Obwohl eine Unterart (Population) der Tanysiptera galatea in den Süden eindrang kam es zu keiner Kreuzung der Arten.
Hypothese, welche die Entwicklung der verschiedenen Eisvogelformen erklärt, mit der Annahme, dass vor 10 000 Jahren eine Stammform des Eisvogels Neu-Guinea besiedelte
Meine Hypothese stützt sich auf die allopatrische Artbildung.
Für die Unterschiede, wie sie bei den Eisvögeln auf Neu-Guinea vorliegen, könnte man zwei Gründe anführen. Bei den isolierten Populationen könnten Unterschiede in der abiotischen und biotischen Umwelt (Selektionsfaktoren) oder Gendrift die Faktoren für die Unterschiede darstellen.
Auf der Hauptinsel sind die Populationen weit voneinander verteilt und unterschiedlichen Umweltbedingungen ausgesetzt. Trotzdem sind sie sich sehr ähnlich und können kaum unterschieden werden, es gibt also nur graduelle Unterschiede. Die Verschiedenheit der Umwelt muss also nicht zwangsläufig zu einer morphologischen Differenzierung führen.
Ich gehe also davon aus, dass es trotz der Entfernungen immer noch einen Genfluss (Austausch der Gene) zwischen den Arten gibt.
Bei den Inseln ist es anders herum: Die Inseln liegen in der Nähe des Festlandes und haben vermutlich ähnliche klimatische Verhältnisse, trotzdem gibt es starke Unterschiede zu den anderen Tanysiptera galatea.
Daraus schließe ich, dass der entscheidende Faktor für die Entstehung die Isolation ist, dies nennt sich allopatische Artbildung.
Damit es zu einer allopatischen Artbildung kommt, gibt es zwei Phasen. In der ersten Phase findet eine räumliche Trennung von Populationen statt.
In diesem konkreten Beispiel findet eine Trennung der Stammform statt.
Die Barrieren, die zu einer Trennung führen, können Flussläufe, Gebirge, Wüsten oder (wie es auch bei den Eisvögeln auf Neu-Guinea ist) Meere sein. Durch die geographische Isolation kommt es zu einer Trennung des Genpools, da sich die Individuen der unterschiedlichen Populationen nicht mehr aufgrund der Barriere vermehren können.
In der zweiten Phase entwickeln sich über viele Generationen hinweg getrennte Populationen. Durch die zufällige Aufteilung ist es zu einem Gendrift in genetisch verschiedene Teilpopulationen gekommen.
Der Genpool in einer isolierten Population stellt den Gründereffekt dar, indem es nur einen Ausschnitt der vorherigen großen Variabilität gibt. Bereits von Anfang an unterscheidet sich deshalb die Population deutlich von der Grundausstattung. Durch Mutation (Migration) und Rekombination oder eben auch Selektionsfaktoren gibt es eine fortlaufende Veränderung der Teilpopulation. Dies könnte die Erklärung für die zweite Eisvogelart (Tanysiptera hydrocharis) sein. Es könnte sein, dass sich der Gründereffekt bei den Tanysiptera hydrocharis bereits deutlich früher ereignete als bei den Inselpopulationen der Tanysiptera galatea da sich diese noch zu keinen eigenen Arten ausgebildet haben.