Die Kurzgeschichte „Saisonbeginn“ wurde 1947 von Elisabeth Langgässer geschrieben. Sie handelt von Arbeitern, welche ein Schild in einer kleinen Ortschaft in den Bergen aufstellen. Dabei stoßen diese auf verschiedene Probleme. Es stellt sich die zentrale Frage, wie die Inschrift des Schildes lautet.

Inhaltsangabe

Der Text beginnt mit der Beschreibung des Ortes und der umliegenden Landschaft. Es war gerade Spätfrühling, alles wurde für die nahenden, fremden Feriengäste vorbereitet. Die Natur blüht in voller Pracht. Drei Männer möchten ein Schild aufstellen. Die Inschrift des Schildes soll gut zur Geltung kommen und von jedem Passanten gelesen werden. Daher ist es wichtig, dass das Schild an der perfekten Position steht. Sie gehen zu verschiedenen Orten, und immer wieder fällt ihnen auf, dass ein bis dahin unbedachter Fakt die Aufstellung verhindert. Der schwere Holzpfosten und das Schild wird von Position zu Position geschleppt. Als die endgültige Position gefunden war, wurden die Männer von Schulkindern, Nonnen und anderen Arbeitern beobachtet. Die Reaktionen sind gemischt. Die Nonnen wirken verunsichert, andere Passanten studieren sehr genau die Inschrift. Die meisten Einwohner nehmen aber keinen emotionalen Anteil an dem Schild. Auch die Christusfigur am nahestehenden Kreuz scheint sich zu bemühen, die Inschrift zu lesen. Nachdem das Schild aufgebaut war, blickten die Drei nochmals zufrieden auf die Inschrift.

Gliederung des Textes

Die Kurzgeschichte lässt sich in vier Abschnitte gliedern. Zuerst wird (übertrieben) die Landschaft und die Ortschaft beschrieben (bis Zeile 32). Dem Leser wird eine idyllische, heile Welt dargestellt. Ab der Zeile 33 werden die (unspektakulären) Begebenheiten während des Suchens nach einem geeigneten Ort und des Aufstellens beschrieben. Danach folgen die Reaktionen der Betrachter des Schildes (Z. 91-104). Im letzten Abschnitt (ab Z. 104) wird genauer auf die konkrete Wirkung der Inschrift eingegangen. Die „heile Welt“ wird zu einer Richtstätte mit einem Kreuzigungsort (laut Z. 120).

Wichtige Motive

Eine besondere Rolle nimmt der (zollgroße, lange) Text des Schildes ein. Er dient dazu, den Spannungsbogen im Text aufzubauen. Diese Inschrift wird immer wieder angesprochen, aber nie genannt. Wie sie lautet, bleibt offen, es findet sich auch in der Geschichte kein wirklich konkreter Hinweis auf den Inhalt. Sie ist sicherlich nicht komplett neutral, da sie als „Richtspruch“ (auf einer Tafel, Z. 110) bezeichnet wird. Die Männer suchen gewissenhaft nach der perfekten Stelle, wo das Schild am besten zur „Geltung“ käme (Z. 46, 47).  Es soll nicht zu „verfehlen sein“ (Z. 50). Die Inschrift solle eindeutig dem Ort zugeordnet werden können (Z. 64, 65). Genau aus den Gründen wird bei der Standortsuche auch sehr viel Mühe aufgewendet. Eine besondere Rolle nimmt außerdem die Christusfigur ein. Sie wird im Laufe des Textes mehrmals erwähnt und beschrieben. Die Religion und der Glaube sind Hauptinhalte in der Geschichte.

Charaktere

In der Geschichte gibt es keinen festen Hauptcharakter. Die drei Arbeiter nehmen nur eine funktionale Rolle ein. Den Mittelpunkt der Geschichte stellt die Inschrift des Schildes dar und keine Person, weshalb die Menschen weder äußerlich noch in einer persönlichen Entwicklung beschrieben sind.

Historische Einordnung

Die Geschichte spielt in einem sehr kurzen Zeitraum und folgt einer klaren Linie, der Spannungsbogen wird konsequent gesteigert. Wahrscheinlich spielt sie während der nationalsozialistischen Zeit in Deutschland. Darauf lässt das Erscheinungsdatum der Kurzgeschichte 1947 schließen. Ziemlich sicher spielt die Geschichte vor Kriegsbeginn, denn die Besucher der Ortschaft fahren mit teuren Autos zu diesem Urlaubsziel und können sich einen Urlaub leisten. Dies war während des Krieges nicht gegeben.

Sprachliche Mittel

Die Geschichte enthält keine wörtliche Rede, sie wird ausschließlich von dem auktorialen Erzähler erzählt. Die Erzählweise ist linear. Vor allem in Zusammenhang mit der Christusfigur teilt der Erzähler seine eigene Meinung mit. Die Sätze sind lang und sehr bildhaft, trotzdem wirken sie sperrig und beim Lesen ungewohnt. Es gibt viele Synästhesien (beispielsweise in Z. 16-18: „Milchige Stängel, wie eingefettet mit gelber Sahne, platzten von Glück“). Auch wird mit Übertreibungen gearbeitet (zum Beispiel in Z. 18: „In strahlenden Tümpeln kleinblütiger Enziane spiegelte sich ein Himmel von unwahrscheinlichem Blau“). Personifikationen unterstützen die Wirkung der Sätze auf den Leser. Durch dieses sprachliche Mittel wird das Gefühl z. B. des Frühlings verdeutlicht (zum Beispiel Z. 14: „der Löwenzahn strotzte“).

Ende

Die idyllische Landschaft ist (in Zusammenhang mit dem Titel der Kurzgeschichte gesehen) gut vorstellbar. Die „heile Welt“, wo Menschen ein Schild aufstellen, wirkt wie im Bilderbuch. Das Ende lässt Raum zur Interpretation. Da dem Leser während des Textes immer wieder leichte Reaktionen zu der Inschrift des Schildes mitgeteilt wurden, soll er die Botschaft selbst deuten. Vor allem der letzte Abschnitt soll ihm dazu die Richtung weisen. Die Geschichte hat eine untergründige Dramatik.

Meine Interpretation

Ich denke, bei der Kurzgeschichte spielt Religion eine zentrale Rolle. Dies beginnt schon am Anfang des Textes, man kann darauf schließen, dass die Bergbewohner christlichen Glaubens sind. Der Holzpfahl wird mehrmals als sehr schwer dargestellt. An ihn soll das Schild „genagelt“ werden. Dies könnte eine Anspielung auf den Leidensweg Christis sein. Auch das religiöse Symbol des Christus an dem Kreuz ist ein zentrales religiöses Merkmal in der Geschichte. Ich denke daher, dass auf dem Schild eine Botschaft in Zusammenhang mit der Religion steht. Es ist wahrscheinlich keine simple Grußbotschaft (Z. 52). Dies erklärt auch, warum die Inschrift den Christus (welcher am Schluss der Geschichte vom Erzähler als lebendig betrachtet wird) „angeht“. Selbst ihm ist die Inschrift (trotz seines Leidens) so wichtig, dass er mit letzter Kraft versucht, sie zu lesen. Er galt bis dahin als „einer der ihren“ (Z. 116). Wenn man Zeile 32-40 betrachtet, wird er aber als „König der Juden“ bezeichnet. Im Zusammenhang mit der Annahme, dass die Kurzgeschichte kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges spielt, wird durch diese Wörter ein Hinweis auf die Inschrift des Schildes gegeben. Es muss zwingend etwas mit dem (damals unerwünschten) Judentum zu tun haben. Es wird abgelehnt und weil Christus als „König der Juden“ bezeichnet wird, fügt es ihm Leid zu. Ihm scheint die Inschrift (dauerhaft) Leid zufügen (Indirekt Z. 115-119). Das Schild mit seiner Inschrift wird von Dauer an diesem Ort sein, seine Stabilität wird mehrmals betont. Die verletzende Botschaft steht „schwarz auf weiß“ (Z. 118) vor ihm.

Quellen und weiterführende Links

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Hilfe beim Lernen

4da76ee13d6143258e5ffc07d200ad87 Analyse und Interpretation „Saisonbeginn“ (Elisabeth Langgässer)

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