Die Kurzgeschichte ‚Weidmanns Nachtgespräche‘, geschrieben von Martin Sulter im Jahre 2002, handelt von einem Missverständnis in einem Gespräch zwischen einer Ehefrau und ihrem Mann.
Inhalt
Zu Beginn des Textes wird eine Frau namens Regula Weidmann von ihrem Ehemann Kurt gefragt, wie sie ihn finde. Sie reagiert zunächst verdutzt, geht aber nach einigem Nachhaken seinerseits davon aus, dass er nun endlich über die Probleme in ihrer Ehe sprechen möchte, denn sie fühlt sich von ihm aufgrund seiner Obsession nach beruflichem Erfolg von ihm vernachlässigt und für ihre Arbeit zur Gewährleitung ebendieses Erfolges nicht wertgeschätzt. Letzten Endes stellt sich jedoch heraus, dass er die die Frage lediglich aufgrund einer von ihm gelesenen Studie gestellt hat, die Attraktivität mit einer erfolgreichen Karriere in Verbindung bricht, und anstatt ihre Gedanken ihm gegenüber auszusprechen, sagt sie ihm nur, dass er sehr attraktiv sei.
Analyse der Handlung
Die Geschichte thematisiert Einsamkeit und Probleme in Beziehungen oder Ehen, die aufgrund von fehlender Kommunikation jedoch nie ausgesprochen werden.
Beim Lesen des Textes wird deutlich klar, dass Regula mit ihrer Ehe unzufrieden ist. In ihrem inneren Monolog beschreibt sie mehrmals Situationen, in denen sie sich von Kurt zur Verbesserung seiner beruflichen Stellung ausgenutzt gefühlt hat. Ein Beispiel für solch eine Situation ist das aufwendige Kochen für Gattinnen von Arbeitskollegen, wobei der große Aufwand durch die Hyperbel ‚ovolactovegetarisch‘ (z.54), eine übertrieben spezifisches Wort zur Beschreibung einer Ernährungsweise, verdeutlicht wird. Weiterhin musste sie an Damenprogrammen teilnehmen, die Zoo oder Museumsbesuche beinhalteten, um durch ihre Beziehungen Kurt mit erfolgreichen, potenziellen Businesspartnern zu vernetzen (vgl. Z 56f.). Seit Kurt vor acht Jahren zum ,,Mitglied des Direktoriums’’ befördert wurde, ist sie zudem der Meinung, dass seine Karriere ihm wichtiger wurde als sie (z.68f.). Das Buch ,,Ein leidenschaftliches Leben, die Biografie von Frida Kahlo (z. 4) welches sie vor und nach dem Gespräch liest, ist demnach ein direkter Kontrast zu ihrer misslichen und fremdbestimmten Lage, denn Frida Kahlo ist weithin bekannt als ein Symbol für den Feminismus und als eine selbstbestimmte lebende Frau bekannt.
Obwohl sie sich schon seit 8 Jahren einsam und missachtet fühlt, (z.51), hat sie Kurt bisher noch nie davon erzählt. Dies könnte viele Gründe haben. Eventuell möchte sie ihm kein Hindernis bei dem Erreichen seiner Ziele sein und redet sich ein, dass es doch garnicht so schlimm wäre, oder sie hat sich nach so langer Zeit daran gewöhnt, was aufgrund ihrer Unzufriedenheit mit der Situation jedoch umplausibel wäre. Die fehlende Kommunikation und Aussprache hat ihre Situation jedoch mit höherer Wahrscheinlichkeit verschlimmert. Zwar weist Kurt in der Geschichte zweifelsohne egoistische Züge auf und scheint wenig Rücksicht auf sie zu nehmen, jedoch trägt Regula meiner Meinung nach Mitschuld in der Verursachung ihrer Umstände. Durch Regulas verdutzte und überraschte Reaktionen auf Kurts frage, wie sie ihn fände, und ihre anfänglichen Antworten darauf: ‚Du bist mein Mann‘ und ‚Wir sind seit 18 Jahren verheiratet, da ist es schwer, objektiv zu bleiben‘ lässt sich schließen, das zwischen den beiden kein kommunikativer Gefühlsaustausch und keine gesunde Kommunikation herrscht. Auch, dass sie am Ende der Geschichte Kurt nichts von ihrer Enttäuschung gegenüber ihrer Beziehung und seinem Verhalten gegenüber ihr erzählt, sondern weiterhin ihre Rolle als zufriedene Ehefrau spielt, zeigt, dass sie die Situation lieber erträgt, als Kurt zu konfrontieren. Man könnte zudem vermuten, dass Regula Kurts Verhalten ihr gegenüber nie in einem Gespräch mit ihm verurteilt hat, sodass er davon ausgeht, dass es sie nicht stört und ihre Ehe gut läuft. Es vermag Kommunikation zwischen ihnen, damit Kurt verstehen kann, dass sein Verhalten gegenüber seiner Frau egoistisch ist und er sich bessern kann, denn auch er hat sich in den acht Jahren an seine Situation gewöhnt und erkennt in der Beziehung keine Probleme.
Mein Fazit
Abschließend lässt sich sagen, dass wie schon erwähnt wohl der Mangel an Kommunikation von beiden Seiten Regulas unglückliche Situationen verursacht hat. Während Kurt sich weiterhin nur auf seine Karriere fokussiert, schweigt Regula, und gibt Kurt keine Möglichkeit, über sein Verhalten zu reflektieren. Dieser Text will uns zudem motivieren, Probleme von Anfang an zu erkennen und auf sie hinweisen, damit sie nicht zur Gewohnheit werden und man sich nicht an sie gewöhnt und zu spät merkt, dass man all die Jahre nicht glücklich war.